In Österreich leben 28 Fledermausarten, 22 davon sind in Wien zuhause. Wien ist eine der fledermausreichsten Großstädte Europas, dennoch sind die nachtaktiven Flieger auch hier bedroht.
Fledermäuse sind gefährdet
Fledermäuse zählen in Österreich zu den am stärksten bedrohten Säugetieren und stehen unter besonderem Schutz. In der Roten Liste der gefährdeten Säugetiere Österreichs sind Fledermausarten als „gefährdet“, „stark gefährdet“ oder „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.
Verlust von Quartieren: Bei der thermischen Sanierung von Gebäuden verlieren Fledermäuse häufig ihre Quartiere, weil Einflugsöffnungen zu Dachböden und Nischen an der Fassade verschlossen werden. Auch beim Entfernen alter Bäume verlieren Fledermäuse lebenswichtige Verstecke. Der Verlust von Quartieren ist einer der Hauptgründe für die Gefährdung der seltenen Tiere.
Einsatz von Chemikalien: Ein weiterer Grund für den Rückgang der Fledermäuse ist der Einsatz von giftigen Pflanzenschutzmitteln und anderen Chemikalien in Gärten und in der Landwirtschaft, da dadurch Insekten, ihre Nahrungsgrundlage, vergiftet werden. Fledermäuse reagieren sehr empfindlich auf diese Belastungen, ebenso wie auf Belastungen durch Holzschutzmittel auf Dachböden, wo sie Unterschlupf suchen.
Der Verlust von Strukturen durch den Landschaftswandel ist eine weitere Ursache für den Rückgang der Fledermausbestände, weil diese Hecken, Naturwiesen und Gewässer für ihre Nahrungssuche benötigen.
Auch in Wien sind die Fledermäuse bedroht und stehen deshalb unter strengem Naturschutz. Um den bedrohten Tieren zu helfen, hat die Wiener Umweltschutzabteilung - MA 22 im Rahmen des Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramms Netzwerk Natur ein Schutzprogramm gestartet. Die bedeutendsten Arten unter den Fledermäusen sind zum Beispiel Großer Abendsegler, Kleine Hufeisennase, Graues Langohr und Mopsfledermaus. Aber auch alle anderen in Wien vorkommenden Fledermausarten sind streng geschützt.
Fledermäuse fördern
Fledermäuse brauchen Quartiere, naturnahe und reich strukturierte Grünflächen und Insekten als Nahrung. Wie Gärten fledermausfreundlich gestaltet werden können, erfahren Sie im Beitrag "Ein Garten für Fledermäuse".
Schutzmaßnahmen an Gebäuden
- Halten Sie Einflugsöffnungen für Fledermäuse offen:
- Dachstühle, Verschalungen und Keller nicht komplett dicht machen, damit Fledermäuse weiterhin einfliegen können
- Dachfenster geöffnet lassen, so lange Fledermäuse aktiv sind (von April-Oktober) oder mit Holzlamellen statt mit Glas verschließen
- Fensterläden geöffnet lassen, wenn sich Fledermäuse dahinter verstecken
- bei Sanierungen kleine Mauerdurchbrüche im Firstbereich erhalten
- einige Lüftungsziegel ohne Gitter an der wetterabgewandten Seite einbauen
- Schlitze unter Dachvorsprüngen schaffen
- Nach einer Sanierung können Sie Ersatzquartiere in Form von Flachkästen an der Wärmedämmung anbringen. Anbieter von Ersatzquartieren wie z. B. Flachkästen finden Sie im Beitrag Geschützte Tiere an Gebäuden.
- Verzichten Sie auf den Einsatz von giftigen Chemikalien im Garten. Auch giftige Holzschutzmittel für Dachstühle und Verschalungen sind für Fledermäuse problematisch.
- Fördern Sie naturnahe Gärten mit Naturwiesen, alten Bäumen, Hecken und Gewässern.
- Ziehen Sie ExpertInnen zu Rate, wenn im Falle einer Sanierung Fledermausquartiere betroffen sind, und kontaktieren Sie rechtzeitig vor Sanierungsbeginn die in Ihrem Bundesland zuständige Naturschutzbehörde. In Wien ist das die Wiener Umweltschutzabteilung - MA 22. Fledermaus-Quartiere sind streng geschützt!
- Sollten Sie eine verletzte oder flugunfähige Fledermaus finden, wenden Sie sich in Wien bitte an die Wiener Umweltschutzabteilung - MA22. Diese schickt die Tiere an die Vetmed Uni Wien. In den übrigen Bundesländern wenden Sie sich bitte an die zuständige Naturschutzbehörde oder an die zuständigen Kontaktpersonen Ihres Bundeslandes bei der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich (KFFÖ) .
Lebensweise der Fledermäuse
Fledermäuse haben sehr dünne Knochen sowie Flughäute, die mit Nerven, Blutgefäßen und Muskeln durchzogen sind. Wie andere Säugetiere besitzen auch sie ein Fell. Angst vor Fledermäusen ist nicht nötig, denn sie sind völlig harmlose Insektenfresser! Auf ihrem Speiseplan stehen Käfer, Fliegen, Nachtfalter, Spinnen und Gelsen. Bis zu ein Kilo Insekten vertilgt eine Fledermaus pro Sommer, was sie zu einem wichtigen Nützling in Garten und Landwirtschaft macht. Da es im Winter nicht genug Nahrung gibt, halten die Fledermäuse einen Winterschlaf.
Die nachtaktiven Jäger finden ihre Wege und ihre Beute mithilfe der „Ultraschall-Echo-Orientierung“. Dabei stoßen sie Ultraschall-Rufe aus und verarbeiten die zurückkommenden Echos als Hörbild.
Fledermäuse beziehen im Jahresverlauf mehrere Quartiere. Im Sommer verstecken sie sich tagsüber in Dachböden oder hinter Holzverschalungen und Fensterläden von Gebäuden oder in Bäumen. Auch für die Aufzucht ihrer Jungen in sogenannten Wochenstuben sind Fledermäuse häufig an Gebäude gebunden.
Den Winterschlaf verbringen die meisten Fledermausarten in frostfreien Höhlen, Stollen oder unterirdischen Verstecken. Fledermäuse dürfen während dem Winterschlaf nicht gestört werden, da sie beim Aufwachen ihre Reserven vorzeitig verbrauchen und sterben können. Manche Arten fliegen hunderte Kilometer weit, um geeignete Winterquartiere zu finden.