
Als im Frühjahr 2018 plötzlich wieder Milch in Glasflaschen in den Supermarktregalen zu finden war, entbrannte eine heiße Diskussion. Viele Kund*innen freuten sich, schließlich ist Glas in puncto Lebensmittelsicherheit ein tolles Material und die Aufmachung erweckte nostalgische Erinnerungen an die Milchflaschen vor 20 Jahren. Der große Haken: es handelte sich nicht um Mehrweg-, sondern um Einwegflaschen. DIE UMWELTBERATUNG machte von Anfang an darauf aufmerksam und forderte eine nachhaltige Mehrweg-Lösung. In den Reaktionen darauf hieß es unter anderem, dies sei aus Gründen wie Transport- oder Reinigungsaufwand gar nicht nachhaltiger als Einwegflaschen.
Mehrweg im Faktencheck
Dass Milch in Mehrwegflaschen sehr wohl die ökologischste Variante ist, machte DIE UMWELTBERATUNG in einem Faktencheck deutlich.
Während Mehrwegflaschen zwar viele Male zwischen Abfüller, Handel und Konsument*innen transportiert werden, muss eine Einwegflasche jedes Mal neu vom Glaswerk antransportiert werden, danach folgen Abfüller, Handel, Konsument*innen, Altglassammelstelle, Umladestelle und wieder Glaswerk.
Der Waschvorgang von Mehrwegflaschen verursacht zwar einen Aufwand an Energie, Wasser und Reinigungsmitteln. Doch auch Einwegglas muss vor dem Einschmelzen gereinigt, sortiert und zermahlen werden.
Auch das Recycling von Einwegflaschen kann mit Mehrweg-Systemen nicht mithalten. Denn es kostet wesentlich mehr Energie, Altglas einzuschmelzen und eine neue Flasche zu produziere, als eine Mehrwegflasche zu reinigen.
Alle veröffentlichten Ökobilanzen, in denen Glas-Einwegflaschen mit Glas-Mehrwegflaschen verglichen wurden, kommen zum selben Schluss: Glas-Mehrweg ist in Summe ganz klar umweltfreundlicher als Glas-Einweg.
Hersteller reagierten: Die Mehrweg-Milchflasche ist zurück
Der Faktencheck, die Reaktionen und Diskussionen haben nun tatsächlich zu einer Richtungsänderung geführt, die Hersteller reagierten. Ab sofort füllt die Die Molkerei Berglandmilch für mehrere Lebensmittelkonzerne wieder Milch in Mehrwegflaschen ab. Diese Flaschen können nun mindestens 15 Mal wiederverwendet werden und sind mit einem Pfand von 22 Cent belegt.
Seit Jahren geht der Anteil an Mehrwegverpackungen zurück, mit dieser tollen Entwicklung gibt es jetzt die Chance, dass er wieder ansteigt. Als Konsument*innen haben wir mit jedem Einkauf die Möglichkeit, den Herstellern zu signalisieren, dass wir uns Mehrweg-Systeme wünschen und sie unterstützen. Vielleicht ist die Milch dann erst der Anfang.