Gummigranulat wird als Füllmaterial bei Kunstrasenplätzen eingesetzt, um diese langlebiger und witterungsbeständig zu machen und um den Spieler*innen bessere Stoßdämpfung und Bodenhaftung zu bieten. Die Mikroplastikemissionen von Kunstrasenplätzen gehen vor allem auf das Füllgranulat zurück. Dieses gelangt laufend durch Verwehung, Auswaschung in die Natur oder wird über Schuhe und Gewand der Sportler*innen vom Platz entfernt. Das Granulat wird laufend wieder neu nachgefüllt, um die Rasenqualität zu erhalten. Dabei geht es um zumindest mehrere hundert Kilo pro Platz und Jahr. In vielen Fällen sogar mehrere Tonnen.
Auf Spielplätzen wird häufig Gummi-Mulch unter diversen Spielgeräten wie z.B. Schaukeln und Rutschen ausgebracht. Der Mulch wird oft aus Altreifen hergestellt. Er hat die Funktion, die Verletzungsgefahr bei Stürzen zu reduzieren.
Verbot in der EU beschlossen
Im Herbst 2023 wurde ein Verbot von Kunststoffgranulat in der EU beschlossen. Dieses gilt allerdings erst ab 2031. Durch die lange Übergangsfrist soll es ermöglicht werden, bestehende Kunstrasenflächen mit Kunststoffgranulat weiterzunutzen statt sie frühzeitig austauschen zu müssen. Bei der Planung neuer Rasenflächen oder der Sanierung bestehender Flächen sollte das bereits feststehende Verbot aber jedenfalls schon berücksichtigt und auf entsprechende Alternative Füllstoffe gesetzt werden.
Plastikfreie und plastikreduzierte Alternativen
Naturrasen vs. Kunstrasen
Naturrasen ist sicherlich die umweltfreundlichste Alternative. Nicht nur weil er kein Plastik enthält, sondern weil er auch eine zusätzliche echte Grünfläche z.B. im urbanen Raum darstellt, Lebensraum für Tiere und Pflanzen ist und auch eine kühlende Wirkung auf die Umgebung hat. Im Gegensatz zu Kunstrasen muss er zumindest in Trockenphasen bewässert werden, was allerdings eher in Gegenden mit Wasserknappheit relevant ist. Werden Naturrasenflächen stark gedüngt, so verschlechtert das natürlich die Ökobilanz. Bei hohen Temperaturen können sich Kunstrasenflächen stark aufheizen, während Naturrasen kühlend wirkt. Der CO2-Fußabdruck dürfte beim Naturrasen in Summe geringer ausfallen als beim Kunstrasen, bei umweltfreundlicher Pflege kann er eine Kohlenstoffsenke sein.
Je intensiver ein Naturrasen genutzt wird, desto mehr Pflege bedarf er. Während Kunstrasen bei fast allen Witterungen bespielbar ist, kann Naturrasen bei Regen, Frost und Schnee nur eingeschränkt genutzt werden. Naturrasen kann etwa 800-900 Stunden im Jahr bespielt werden. Bei Plätzen, wo diese Nutzungsintensität ausreicht, sollte er ganz klar die erste Wahl sein. Neben den ökologischen und wirtschaftlichen Überlegungen ist dabei auch zu bedenken: Ein gut gepflegter Naturrasen soll auch ein geringeres Verletzungsrisiko bieten. Bei sehr intensiv genutzten Flächen wird oft eben um diese hohe Nutzungsintensität zu ermöglichen Kunstrasen gewählt, und man nimmt dafür auch die deutlich höheren Anschaffungskosten in Kauf. Einige Hersteller bieten auch Hybridsysteme an, wo Kunstrasen mit Naturrasen vermischt wird. Mikroplastikteilchen im Rasenschnitt könnten hier bei falscher Behandlung ein Thema sein, insbesondere wenn bei dem System auch synthetisches Einstreugranulat verwendet wird.
Kunstrasen mit alternativen Materialien
Vor allem für das Einstreugranulat gibt es bereits vielfältige alternative Materialien. Es ist davon auszugehen, dass durch das beschlossene Verbot von Kunststoffgranulat in der EU, das Angebot an umweltfreundlicheren Materialien deutlich zunimmt. Das Einstreugranulat kann beispielsweise zerriebenen Naturmaterialien wie Kork (am verbreitetsten), Olivenkernen, Nussschalen, Maiskolben, Holz, Rinden oder Mischungen verschiedener Naturmaterialien gefertigt werden. Einige Produktbeispiele für solche Füllungen findet man beispielsweise auf der Website von Fidra. Besonders positiv ist dabei, dass zum Teil Reststoffe aus anderen Produktionszweigen (z.B. Lebensmittelproduktion) eingesetzt werden. Auch mit Sand verfüllte Kunstrasenplätze sind eine schon lange angewendete Option. FIFA-Zertifizierungen und Testergebnisse der Hersteller zeigen, dass Rasen mit alternativen Einstreugranulaten ähnliche Spielqualität wie solche mit Kunststoffgranulaten haben und in manchen Kriterien sogar besser abschneiden können. Details dazu sind in einer Studie von Fidra zusammengefasst. Einige Kunstrasenplätze kommen auch ganz ohne Füllmaterial aus.
Verringerung des Mikroplastikaustrags durch Barrieren
Der Austrag von Einstreugranulat kann durch mehrere Maßnahmen reduziert werden. Zum Beispiel durch die Anbringung von Netzen, durch die Faserstruktur des Rasens oder durch Schuhabstreif-Vorrichtungen. Auch Änderungen in der Pflege des Kunstrasens können den Austrag reduzieren.
Potenziell gefährliche Inhaltsstoffe
Gummigranulat und Gummi-Mulch können eine Reihe potenziell gefährlicher Substanzen enthalten und freisetzen. Dazu zählen zum Beispiel polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Metalle und Phthalate. Ab 2022 gelten daher in der EU strengere gesetzliche Konzentrationswerte für polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe in Gummigranulat.
Neben der Mikroplastikproblematik dürfte auch das Auswaschen von Chemikalien aus dem Plastik in den Boden ein umweltrelevantes Problem darstellen.