
Der Rohstoff Stroh wird z.B. als Einstreumittel für Pferdeställe oder als ökologischer Dämmstoff im Hausbau genutzt. Oftmals vergammelt aber nicht genutztes Stroh auf den Feldern. Während Holz als Heizstoff boomt, wird Stroh in Österreich wenig Beachtung geschenkt. Dabei wurden bereits vor 25 Jahren erste Strohfeuerungsanlagen installiert und in Betrieb genommen. Inzwischen gab es rund um das Thema eine generelle Abkühlung.
Größtes Strohheizwerk der Welt in Dänemark
Im Gegensatz dazu gibt es in Dänemark mehr als 12.500 Anlagen für die Beheizung von Einfamilienhäusern mit Stroh. Eines der größten Kraftwerke im dänischen Masnedö produziert aus jährlich 62.000 Tonnen Stroh 63 Millionen Kilowattstunden Strom und 337 Tera Joule Wärme. Inzwischen ging in Dänemark das weltweit größte Strohheizwerk zur Strom- und Wärmegewinnung mit einer Leistung von 40 Megawatt in Betrieb. Stündlich werden dort 50 Großballen zu je 500 Kilogramm verheizt. Landwirte aus einem Umkreis von 100 Kilometern beliefern das Kraftwerk mit Stroh.
Fernheizwerk mit Stroh in Niederösterreich
In Österreich existieren zehn strohbefeuerte Fernheizwerke. Größere Anlagen in Niederösterreich wie in Dobersberg, Lassee oder Stetteldorf am Wagram sind als Betreiber- und Abnehmergenossenschaften organisiert und produzieren jeweils an die 2 bis 2,5 MWh (thermisch) Wärme pro Jahr. Stetteldorf am Wagram wollte mit der Errichtung des Strohheizwerks einen Beitrag zur gesunden Umwelt leisten und die Wertschöpfung im Ort lassen. Das Stroh wird von den Landwirten, die Mitglieder der eigens gegründeten Genossenschaft FWG sind, angekauft, danach gepresst, verladen und ins Strohlager gebracht. Pro Jahr werden ca. 1.500 t Stroh verheizt, das entspricht ca. 500 bis 600 ha Getreidefläche. Da Strohasche ca. 20 % Kali enthält, ist sie ein wertvoller Dünger. Mittlerweile werden 60 bis 70 % aller Häuser in der Gemeinde durch das Strohheizwerk mit Wärme versorgt. Da keine Beteiligung mit anderen Energieversorgern eingegangen wurde, können die Tarife von der Genossenschaft selbst gestaltet werden.
Strohverbrennung anders als Holzfeuerungen
Im Vergleich zu Holz wird bei der Verbrennung von Stroh ein verhältnismäßig hoher Stickstoff- und Chloranteil frei, was zu einer erheblichen Verunsicherung von potentiellen Betreibern von Strohheizanlagen führte. Während bei Holzfeuerungen ca. 70 - 80 % der Stäube über einen Zyklon abgeschieden werden können, sind dies bei Getreide, Stroh, etc. nur 20 - 30 %, d. h. es fallen vorrangig Fein- und Feinststäube an, die derzeit nur mit einem Gewebe- oder Elektrofilter abscheidbar sind. Diese teure Technik ist nur in Großanlagen ökonomisch vertretbar. Für Kleinfeuerungen (< 100 kW) muss dieses Problem durch die Verbrennungsführung gelöst werden. Außerdem verursacht der hohe Chlorgehalt entsprechend hohe Korrosion bei den Anlagen.
Strohpellets benötigen spezielle Öfen
Im Vergleich zu Holzpellets schneiden Strohpellets schlechter ab. Der Rohstoff Stroh besteht aus einem höheren Anteil an Kalium, Chlorid und Schwefel als Holz, weil Getreidefelder in der Regel gedüngt werden. Dadurch gelangen die genannten chemischen Elemente in die Getreidehalme. Die bei der Feuerung entstehenden Rauchgase belasten die Abgasrohre von Holzpelletsöfen, sodass spezielle Beschichtungen und Metalle notwendig sind. Auch die Schlackenreste von Strohpellets wirken sich negativ auf die Verbrennung aus. Dieses Problem kann jedoch durch das Hinzufügen von Kalk in den Pellets reduziert werden. Die Strohpellets aus dem niederösterreichischen Oberwaltersdorf gehen derzeit zu 100 % in den Export, da sie in Österreich noch nicht als Brennstoff zugelassen sind. An einer Ö-Norm für die Zulassung auf dem heimischen Markt wird gearbeitet.
Wirtschaftlicher Betrieb von Strohheizwerken derzeit schwierig
Grundsätzlich machen Strohheizwerke dort Sinn, wo der Rohstoff in unmittelbarer Nähe in größeren Mengen vorhanden ist. Wegen der im Verhältnis zu Dänemark strengeren Emissionsrichtlinien und der stärkeren Konkurrenz zur Biomasse Holz ist die Verfeuerung von Stroh in Österreich derzeit nur eingeschränkt rentabel. Wenn die Preise für fossile Brennstoffe langfristig steigen und hoch bleiben, werden Strohheizwerke auch bei uns wieder attraktiver werden, wie DI Lasselsberger von der BTL Wieselburg betont.