In einem Materialzentrum werden Materialien abgegeben und gesammelt, die von den ursprünglichen Besitzer*innen nicht mehr genutzt werden, sich aber für eine Weiterverwendung eignen. Das Materialzentrum fungiert dabei als Drehscheibe zwischen Vor- und Nachnutzer*innen des Materials. Materialspenden kommen sowohl von Unternehmen als auch von Privatpersonen. Die Materialien werden zum Beispiel häufig für Kreativprojekte von Schulen oder Kunstschaffenden verwendet. Materialzentren ermöglichen, dass gebrauchsfähige Materialien weiterverwendet werden anstatt im Abfall zu landen.
Alternative Bezeichnungen für Materialzentren sind z.B. Gebrauchtmaterialzentren, Materiallager, Materialkojen, Materialbörsen etc.
Im Folgenden geht es vor allem um Materialzentren im Sinne einer örtlichen Einrichtung mit festen Räumlichkeiten. Darüber hinaus gibt es auch virtuelle Materialbörsen oder temporäre lokale Aktionen.
- Planung und Durchführung
- Bewerbung, Evaluierung & Darstellung der Erfolge
- Leitfäden und Best Practice Beispiele
Planung und Durchführung
Team
Für den Start eines Materialzentrums ist ein motiviertes Kernteam von mindestens drei Personen empfehlenswert. Bei einem größeren Materialzentrum (z.B. 100 m2, mit eigener Logistik, aktiver Akquise und Vermittlung größerer Materialmengen, regelmäßigen Öffnungszeiten) ist zumindest mit dem Arbeitsaufwand einer Vollzeit-Stelle – aufgeteilt auf mehrere Personen - zu rechnen. Dabei sind Kompetenzen in Logistik, Materialakquise und Werkstoffkenntnis, Lagerhaltung, Administration, Materialvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit im Team von Vorteil. Materialzentrum-Projekte in kleinerem Umfang (weniger Raum, weniger Materialumsatz, stark eingeschränkte Öffnungszeiten) lassen sich auch mit deutlich weniger Aufwand umsetzen. Aber auch diese sollten von mehreren Personen in einem motivierten Kernteam getragen werden. Eine klare Aufgabenaufteilung im Team erleichtert die Arbeit.
Räumlichkeiten
Materialzentren sind in unterschiedlichsten Größen umsetzbar. Bei der Planung der Raumgröße ist aber jedenfalls einzuplanen, dass Raum für die Entgegennahme, Aufbereitung, Lagerung und Präsentation der Materialien benötigt wird. Bei einer gut durchdachten Flächennutzung und einem raumsparenden Regalsystem kann man auf etwa 100m2 Fläche ein sehr vielfältiges Materialsortiment abdecken. Bei kleineren Räumlichkeiten sollte das Sortiment entsprechend eingeschränkt werden. Dass man auch auf sehr wenig Platz bereits ein Materialzentrum betreiben kann, zeigt die Materialkoje in Wien.
Dieses Projekt des „Recycling-Kosmos in Ottakring“ ist in einem etwa 8m2 großen Raum, einer ehemaligen Glücksspielkoje, angesiedelt. Der begrenzte Raum ist für das Projektteam eine Herausforderung und setzt natürlich der Art und Menge an Materialien gewisse Grenzen. Doch selbst auf diesem kleinen Raum sind ein spannendes und abwechslungsreiches Sortiment und ein reger Austausch an Materialien möglich. Das Projekt zeigt, dass sich Materialzentren im Kleinformat fast überall umsetzen lassen und kann als Prototyp bzw. Vorbild für „Mikro-Materialzentren“ gesehen werden.
Die Räumlichkeiten eines Materialzentrums sind idealerweise ebenerdig (falls nicht, dann zumindest mit geräumigem Aufzug). Eine gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, per Fahrrad und zu Fuß ist wichtig, um viele Menschen anzusprechen. Zusätzlich sollte abhängig vom angestrebten Sortiment auch auf Parkmöglichkeiten für PKW und fallweise auch für LKW geachtet werden - vor allem, wenn die An- und Ablieferung von sperrigen Materialien oder größeren Mengen angeboten werden soll.
Die Räume müssen nicht unbedingt beheizt sein, da in der Regel nur eine kurze Aufenthaltsdauer gegeben ist. Das kann deutliche Kosteneinsparungen bei Miete und Betriebskosten bringen. Wenn sich Mitarbeiter*innen länger in den Räumen aufhalten, sollten natürlich zumindest beheizte, abgetrennte Teilbereiche vorgesehen werden.
Die Räume sollten möglichst trocken und mit Wasser- und Stromanschlüssen ausgestattet sein (für Reinigung, Beleuchtung, EDV, etc.). Auch auf barrierefreien Zugang sollte geachtet werden.
Damit ein Materialzentrum möglichst viele Nutzer*innen erreicht, ist es von Vorteil, wenn es vom öffentlichen Raum aus gut sichtbar und einladend gestaltet ist.
Infrastruktur
Ein gutes, stabiles und möglichst raumsparendes Regalsystem kann die Arbeit im Materialzentrum sehr erleichtern. Zusätzlich werden Kisten, Schachteln, Gläser etc. für die sortierte Aufbewahrung benötigt. Dabei kann oft bereits auf Gebrauchtmaterialien zurückgegriffen werden.
Je nach Umfang des Projekts kann eine eigene Transportmöglichkeit zur Abholung von Materialien oder eine Kooperation mit Transportanbietern sinnvoll sein. Dabei sind zum Beispiel auch Kooperationen mit sozialökonomischen Betrieben gut möglich.