Weltweit werden jährlich ca. 410 Millionen Tonnen Papier und Karton produziert und verbraucht (Datenstand 2016). Der pro-Kopf-Verbrauch in Österreich beträgt etwa 218 Kilo pro Jahr – das sind rd. 4,2 Kilo pro Woche. Diese Menge ist etwa viermal so hoch wie der weltweite Durchschnitt (56,5 Kilo). Zum Vergleich: In den USA beträgt der Verbrauch 219 Kilo, im europäischen Durchschnitt 158 Kilo und in Afrika nur 7,7 Kilo pro Kopf. Österreich gehört somit zu den Spitzenreitern im Papierverbrauch, die EU und USA zusammengenommen verschlingen etwa 37% der weltweiten Papierproduktion.
In Österreich werden 40% der Papierproduktion für Verpackungen verwendet (Tendenz durch den Onlinehandel steigend), ca. ein Drittel für Druckpapier und etwas weniger als ein Zehntel für Hygienepapier. Somit haben mind. 80% des produzierten Papiers eine kurze Lebensdauer.
Hungrige Papierindustrie
Wälder sind nicht nur die Lungen der Welt (sie binden CO2 und setzen Sauerstoff frei) und beherbergen zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten. Sie sind auch Schadstofffilter, regulieren den Wasserhaushalt und stabilisieren das Weltklima. Die Papierindustrie ist die weltweit fünftgrößte Energiekonsumentin, braucht mehr Wasser als jede andere Industrie und bedroht mit ihrem Ressourcenhunger die Lebensgrundlagen von Menschen und Tieren. Jede Minute verschwindet Waldfläche im Ausmaß von 20 Fußballfeldern, dabei gehen 40% der industriellen Forstwirtschaft in die Papierindustrie.
Recyclingpapier: nachhaltig und hochwertig
Es ist allerdings nicht notwendig, für jedes Blatt Papier frisches Holz zu schlägern. Denn: Papierrecycling funktioniert, und das bereits mit langer Tradition. Heutige Recyclingraten liegen bei 40% weltweit und 50% EU-weit. Und die Qualität von Recyclingpapier steht dem „normalen“ Papier um nichts nach. Papier kann bis zu sechsmal wiederverwendet werden. Recyclingpapier verbraucht 2-6 mal weniger Wasser und 3-4 mal weniger Energie als Papier aus Frischholz. Für 1 Tonne Holzpulpe werden entweder 4,4 Tonnen Holz oder 1,4 Tonnen Altpapier benötigt.
Ökologisches Papier erkennen
Papier aus ökologisch verträglicher Produktion kann beim Kauf anhand von Siegeln erkannt werden. Hier bieten jedoch nicht alle Zertifikate die selben Standards.
Der „Blaue Engel“ zeichnet Papierwaren aus, die zu 100% aus Recyclingpapier hergestellt sind und mit bestimmten nachhaltigen Verfahren hergestellt sind. Dieses Papier entlastet die Wälder tatsächlich, da für die Herstellung keine neuen Bäume gefällt werden müssen.
Ebenfalls sehr zu empfehlen sind Papierwaren, die mit dem „österreichischen Umweltzeichen“, dem „Nordischen Schwan“ oder dem „EU Ecolabel“ ausgezeichnet sind. Diese Siegel zertifizieren Produkte aus nachhaltiger Forstwirtschaft, ökologischer Produktion und teilweise auch Recyclingpapier. Bezugsquellen für Produkte mit diesen Siegeln finden Sie hier: Blauer Engel, Österreichisches Umweltzeichen, Europäisches Ecolabel
Mit dem FSC-Siegel zertifizierte Produkte unterliegen nicht nur national stark schwankenden Mindeststandards, sondern müssen auch nicht zu 100% aus ökologisch produzierten Rohstoffen bestehen – besser ist es daher, auf die oben genannten Siegel zu achten. Nicht zufrieden sind Umweltorganisationen mit dem PEFC-Label, das für lasche Kontrollen und schwankende Mindeststandards kritisiert wird.
Noch besser als Recycling: Papierkonsum reduzieren
Recycling ist wichtig und mildert die Auswirkungen des Papierkonsums, löst aber nicht das eigentliche Problem. Das Potenzial bei der Einsparung unnötigen Papierkonsums ist noch sehr hoch. Dass das Papiersparen sehr einfach ist, zeigen unsere 7 Wege zum Papiersparen.
Datenquellen und weiterführende Links
Papierbroschüre des Forum Ökologie & Papier
Haas et al (2015): How circular ist the global economy? An Assessment of Material Flows, Waste Production, and Recycling in the European Union and the World in 2005. Journal of Industrial Ecology [p. 9] DOI: 10.1111/jiec.12244