Das Plastiksackerl gehört zu den am meisten öffentlich diskutierten Umweltthemen der letzten Jahre. Die einen sehen darin ein massives Problem, die anderen tun es als Lappalie ab. Die Wahrheit liegt wohl wie so oft dazwischen. Während sich die Diskussion um die verschiedenen Materialien der Sackerl dreht, wird wenig darüber geredet, wie oft Sackerl verwendet werden. Dabei ist das ökologisch gesehen der wohl entscheidenste Faktor.
Zum Umweltproblem werden Plastiksackerl vor allem dann, wenn sie nicht ordnungsgemäß entsorgt und verwertet werden, sondern in der Natur landen. Jeder kennt die Bilder von Tieren, die sich im Plastikmüll verfangen haben, oder die durch den Verzehr von Plastik qualvoll verenden. Und auch kleinste Plastikteilchen in unserer Umwelt, sogenanntes „Mikroplastik“ wird immer mehr zum Problem.
Die Alternativen zum Plastiksackerl
Die wohl einfachste und auch ökologischste Alternative zum Plastiksackerl ist die Tasche, die man ohnehin dabei hat. Viele Menschen sind mit Umhängetaschen, Rucksäcken, Fahrradtaschen etc. unterwegs. Vieles von dem, wofür man früher ein Plastiksackerl genommen hat, bringt man eigentlich problemlos dort unter. Sehr kleine Einkäufe passen sogar in die Jackentasche. Um gut vorbereitet zu sein, empfiehlt es sich, möglichst immer eine Tasche dabei zu haben. Beispielsweise gibt es sehr stabile und gleichzeitig sehr klein zusammenfaltbare Mehrweg-Tragetaschen inzwischen in den meisten Supermärkten zu kaufen. Und die meisten von uns haben ohnehin einige Stofftaschen oder ähnliches zu Hause. Auch für den Einkauf von Obst und Gemüse gibt es eigene waschbare Mehrwegnetze – eine sehr praktische und langlebige Option.
Wichtiger als das Material: möglichst oft wiederverwenden
Und wenn man gerade nichts dabei hat? Viele Menschen steigen einfach auf Sackerl aus Papier oder Bioplastik um. Aber sind die wirklich besser? Daten aus verschiedenen Ökobilanzen zeigen, dass das nicht immer der Fall ist und stark von Materialstärke, Materialherkunft etc. abhängt (siehe auch Hintergrundpapier der Deutschen Umwelthilfe 2015 und Vortrag A. Detzel 2014). Die Frage, wie oft eine Tasche verwendet wird, ist für ihre ökologische Bewertung viel entscheidender, als die Frage aus welchem Material sie ist. Je öfter eine Tasche verwendet wird, desto weniger Taschen werden benötigt und desto umweltfreundlicher ist das. Eine stabile Mehrweg-Tragetasche aus Plastik macht ökologisch Sinn, wenn Sie sehr oft verwendet und am Ende korrekt entsorgt wird. Auch für Stofftaschen gilt: ökologisch sind sie nur dann, wenn sie wirklich lange und häufig genutzt werden.
Wer bei jedem zehnten Einkauf eine neue Stofftasche mitbringt, handelt damit sicherlich nicht umweltfreundlich. Aber das Gute ist: Stofftaschen sind meistens so gemacht, dass man sie wirklich problemlos über Jahrzehnte verwenden kann. Auch zwischen den verschiedenen Mehrwegtaschen gibt es ökologische Unterschiede: Bevorzugen Sie Taschen aus Recyclingmaterial, aus Bio-Baumwolle, und aus regionaler Produktion und achten Sie darauf, dass die Taschen so verarbeitet und designed sind, dass Sie diese wirklich oft verwenden können und auch wollen. Oft kann man auch ganz einfach auf Sackerl verzichten. Wozu das Salzstangerl ins Papiersackerl packen lassen, das man schon beim Rausgehen aus der Bäckerei wieder wegwirft? Und braucht der einzelne Apfel wirklich eine „Obstsackerl-Hülle“?
Umweltrelevanz der Plastiksackerl in Österreich
In Österreich werden korrekt entsorgte Plastiksackerl je nach Region großteils verbrannt, zum Teil auch recycelt. Die Deponierung unbehandelter Haushaltsabfälle ist schon viele Jahre verboten. Man kann davon ausgehen, dass in Österreich im Gegensatz zu vielen anderen Ländern nur ein geringer Teil der Plastiksackerl in der Natur landet. Ganz vernachlässigbar ist das Problem aber auch hier nicht. Denn wenn Kunststoff einmal in der Natur landet, kann er dort über Jahrhunderte bestehen bleiben und Schäden verursachen.
Ein weiterer ökologischer Aspekt ist natürlich, dass herkömmliche Plastiksackerl aus fossilen Rohstoffen produziert werden, die nur begrenzt verfügbar sind.
Von den gesamten Kunststoffverpackungen in Österreich (ca. 300.000 Tonnen pro Jahr), machen die Plastiksackerl nur einen geringen Teil aus (ca. 5.000-7.000 Tonnen pro Jahr), deutlich weniger als zum Beispiel PET-Flaschen (ca. 45.000 Tonnen pro Jahr) oder Plastikfolien (ca. 140.000 Tonnen pro Jahr). Das Plastiksackerlverbot trägt daher zwar zur Reduktion der Plastikverpackungsmengen bei, um das Ziel einer Reduktion um 20-25% zu erreichen, sind aber weitere Maßnahmen notwendig.
Fazit
Wer wirklich umweltfreundlich handeln will, verbraucht einfach so wenige Taschen wie möglich. Das gilt für Plastiksackerl, aber auch für Papiersackerl, Bioplastiksackerl, etc. Das schafft man am besten, indem man nach Möglichkeit immer eine geeignete Mehrwegtasche dabeihat, zum Beispiel eine stabile Stoff- oder auch Plastiktasche, Rucksack, Handtasche, Mehrweg-Netze für Obst. Zusatznutzen: Eigene Taschen haben auch mehr Stil. Man trägt doch lieber ein Design nach eigenem Geschmack herum als die Werbung des nächstgelegenen Supermarkts. Und wenn man doch ein Sackerl braucht: Einzelne Plastiksackerl sind aus Umweltsicht kein Drama, solange sie oft verwendet und wenn sie kaputt sind korrekt entsorgt werden.
Und nicht vergessen: Wirklich umweltfreundlich ist ein Einkaufssackerl erst dann, wenn auch der Inhalt umweltfreundlich ist: „Buy less, choose well and make it last“ (Vivienne Westwood)