Der Turmfalke bevorzugt hoch gelegene Brutplätze und ist der einzige Raubvogel in Wien, der regelmäßig an Gebäuden brütet. Turmfalken sind streng geschützt und gelten als ausgesprochen nützliche Tiere, weil sie sich hauptsächlich von kleinen Nagetieren wie Feldmäusen ernähren. Für die Jagd benötigen sie freie Flächen mit niedriger Vegetation.
In der Brutzeit schonen
Turmfalken sind brutplatztreu: Haben sie einmal an einem Ort gebrütet, nutzen sie diesen mehrere Jahre lang. Oft werden Dachbodenluken oder geschützte Nischen an Gebäuden als Brutplätze genutzt. Brutpaare halten meist Abstand zueinander – an einem Wohnhaus nisten daher selten mehrere Paare. Anfang bis Mitte März kehren die Tiere zu ihren Brutplätzen zurück, Ende März legen die Weibchen mehrere Eier, die 4-5 Wochen lang bebrütet werden. Die Jungvögel verbleiben dann noch mindestens 8 Wochen im Nest bzw. in Nestplatznähe. Gebäudesanierungen sollten daher nicht im Zeitraum März – Juli bzw. nur unter Rücksichtsnahme auf die brütenden Tiere erfolgen.
Turmfalkensichtungen melden
Beim Turmfalkenprojekt Wien der Universität Wien und des Naturhistorischen Museums werden die Lebensgewohnheiten dieser Art untersucht. Im Rahmen des Projekts sind interessierte Wiener*innen dazu aufgerufen, gesichtete Brutpaare zu melden:
per Mail an turmfalkeninfo@gmx.at oder telefonisch unter 0664 566 60 45
Turmfalken fördern
- Sanieren Sie Gebäude, an denen Turmfalken brüten, wenn möglich außerhalb der Brutzeit, die von März – Juli dauert!
- Bei Renovierungsarbeiten wie Fassadenerneuerungen oder Dachbodenausbauten gehen viele Brutplätze verloren. Daher ist es wichtig, rechtzeitig künstliche Nisthilfen als Ersatzbrutplätze anzubieten. Diese können bis zu 100 Meter vom ursprünglichen Brutplatz entfernt angebracht werden. Eine Annahme des Ersatzbrutplatzes ist wahrscheinlicher, wenn sich dieser in Sichtweite des ursprünglichen Nistplatzes befindet. Wichtig ist, die Ersatzbrutplätze sofort nach dem Verschließen der ursprünglichen Nistplätze anzubieten, damit keine Brutsaison ausfällt.
- Geeignete Kunstnester sind im Naturschutz-Fachhandel erhältlich, in unserem Beitrag Geschützte Tiere an Gebäuden finden Sie einen Überblick über mögliche AnbieterInnen.
- ExpertInnen, die Unterstützung bei Artenschutzmaßnahmen im Zuge von Gebäudesanierungen bieten, finden Sie ebenfalls im Beitrag Geschützte Tiere an Gebäuden.
- Wenn Sie Sanierungen von Gebäuden und Fassaden in Wien planen, an denen Turmfalken brüten, setzen Sie sich unbedingt rechtzeitig mit der Wiener Umweltschutzabteilung - MA 22 in Verbindung!
So erkennen Sie Turmfalken
Die etwa taubengroßen Turmfalken (Falco tinnunculus) haben eine rotbraune Färbung an Körper- und Flügeloberseite. Ihre Körperunterseite ist cremefarben mit schwarzen Flecken. Männchen und Weibchen sind optisch leicht zu unterscheiden: Beim Männchen sind Kopf und Schwanz grau gefärbt, während Weibchen durchgängig braun sind. Auf den Schwanzfedern beider Geschlechter ist ein schwarzes Band sichtbar. Als besonders markant gilt beim Turmfalken der sogenannte „Rüttelflug“, bei dem er mit den Flügeln schlagend in der Luft stehen bleibt. Typisch sind auch die hellen „kikikiki“-Rufe, die Turmfalken im Flug ausstoßen.
Mit etwa 250-400 Brutpaaren gilt der Turmfalke als die häufigste Greifvogelart im Stadtgebiet Wiens, wobei die wichtigsten Brutplätze am Stadtrand oder bei größeren Grünflächen oder Parkanlagen liegen.